Die Menschheit ist schon seit Urzeiten mit Neugierde und Erfindergeist gesegnet. Von der Entdeckung des Feuers bis zur ersten brauchbaren Dampfmaschine im Jahr 1712 vergingen locker 700 000 Jahre. Nur ca. 200 Jahre brauchte die Menschheit um danach die Elektrizität und deren physikalische Eigenschaften zu entdecken. Tonaufzeichnungen, drahtlose Ton- und Bild Übertragungen wurden selbstverständlich. Zahlreiche Relikte, Dokumente und Geräte der unterschiedlichen Zeitepochen und Fortschrittsstufen und auch technisches Wissen werden in Museen wie das unsere erhalten und bleiben dadurch für unsere Nachwelt zugänglich.
Vom ersten illegalen Weihnachtskonzert im Dezember 1920 bis heute liegen rund 100 Jahre Entwicklungsgeschichte des Rundfunks und der dazugehörigen Technik. Jedes unserer Ausstellungsstücke aus aller Herren Länder hat eine individuelle Geschichte und dokumentiert den Stand der Technik seiner Zeit.
Mit Grammophonen, Phonografen und Plattenspieler wird eindrucksvoll die Geschichte der Schallplatte dokumentiert.
Zahllose Ausstellungsstücke von der Drahttontechnik bis zur REVOX Tonbandmaschine A77 belegen die Entwicklungsgeschichte der Magnettonaufzeichnungstechnik.
Eine der ersten drahtlosen Nachrichtenaussendungen mit Hilfe eines Knallfunkensenders können wir mit Hilfe eines Nachbau eindrucksvoll demonstrieren.
Ebenso können wir die Arbeitsweise der nach dem Elektropionier und Wechselstromspezialisten Tesla benannten Teslaspule bestaunen, wenn es zischt und die Blitze zucken.
Ende 2015 ist in Deutschland der letzte Mittel, Kurz und Langwellensender abgeschaltet worden. Seitdem schweigen bei uns alle AM Radios in unserer Landessprache. Bei uns erlebt die Mittelwelle ein Revival und im Gelände des Radiomuseum können einige kultige Sender auf ihren Originalfrequenzen und Originalaussendungen während der Öffnungszeiten empfangen werden.
Wer erinnert sich da noch an „die großen Acht von Radio Luxemburg“ oder „Hallo Twen“ mit Manfred Sexauer auf der Europawelle Saar?
Ansonsten sind Langewelle, Mittelwelle und die Kurzwellenfrequenzen hier in Mitteleuropa leider tot. Wirklich? Wer noch über ein Radio, welches diese Wellenbereiche empfangen kann, wird überrascht sein wie viele AM Sender, besonders in den Abendstunden noch hörbar sind. In den USA wird auf Mittelwellenfrequenzen sehr häufig Lokalradioprogramme ausgesendet. In Europa haben die Niederländer die Kultur ihrer Piratensender wiederentdeckt und die sind auch hier manchmal in den Nachtstunden auf den oberen Mittelwellenfrequenzen zu hören, nur mit deutschsprachigen Stationen sieht es schlecht aus.
Aber auch hier passiert etwas. Auf der Kurzwelle im 49 m Band auf der Frequenz 6150 Khz kann man täglich von 7 bis 17 Uhr in deutscher Sprache Radio Europa 24 hören. Das Programm besteht aus viel Musik, Nachrichten und Wettervorhersagen für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Der Sender befindet sich in Datteln und ist hier in der Kölner Umgebung mit einer guten Antenne zu hören. Ich kann den sogar im Keller mit einem alten Nordmende Camebridge Kofferradio ohne Zusatzantenne empfangen, aber mit erheblicher Qualitätseinbuße.
Auf der Frequenz 6070 Khz sendet jeden 2.Sonntag im Monat Radio SM Dessau. Auch hier wird viel Musik gesendet. Abgerundet wird deren Programm mit Wortbeiträgen über Alles was mit Radio in Ost und West zu tun hat. Termine findet man im Internet hier:
https://www.smradio-dessau.de/
Für die Aussendung wird der Kurzwellensender Rohrbach Waal angemietet. Hierüber finden auch Ausstrahlungen des DARC und einige andere Kleine Radiostationen auch in deutscher Sprache statt. Vielleicht erleben wir ja doch einmal eine Renaissance des guten alten AM Radios. Außer Sender und Empfänger bedarf es keinerlei zusätzlicher Technik um Informationen und Musik weltweit zu übertragen. Dieser Vorteil wird in den Zeiten des www meist nicht erkannt und geschätzt.
Klaus Ullrich